Innenminister Schuster äußert sich zu Vorfällen bei Chemie Leipzigs Spiel gegen Cottbus

Die Vorfälle beim letzten Heimspiel der Saison zwischen Chemie Leipzig und Energie Cottbus beschäftigen inzwischen auch die Politik. Nun hat sich sogar der sächsische Innenminister Armin Schuster zum Chaos im Stadion geäußert.

Das Chaos beim Regionalligaspiel der BSG Chemie Leipzig gegen Energie Cottbus am 28. Mai ist immer noch nicht restlos aufgearbeitet und beschäftigt nun sogar die sächsische Landespolitik. Die Polizei hatte beim letzten Heimspiel der Leutzscher eine Choreografie der Fans verhindert, da sie eine vorab auch beim Fanmarsch gezeigte Blockfahne eingezogen hatten.

Zudem sorgten fehlgeleitete Gästefans für Unmut, da sie durch den Heimbereich geführt wurden. Die Abgeordnete Marika Tändler-Walenta (Die Linke) hatte in einer Kleinen Anfrage deshalb fünf Fragen zu den Vorgängen an das Innenministerium gerichtet. Inzwischen hat der zuständige Minister Armin Schuster diese beantwortet – ganz und gar nicht zur Zufriedenheit von Tändler-Walenta.

Chemie soll Ausschluss von Polizei bei Spielen prüfen

„Der Eindruck von schikanierenden Maßnahmen der Leipziger Staatsanwaltschaft gegenüber der BSG Chemie und der Anhängerschaft verstärkt sich nach der Beantwortung der Anfrage noch einmal“, erklärte die Linken-Politikerin und fügte hinzu: „Die im Rahmen des Spiels durchgeführten polizeilichen Maßnahmen gegenüber den Fans der BSG Chemie sind für mich fragwürdig.“

Doch eins nach dem anderen: Bereits am 29. Mai, einen Tag nach dem Heimspiel, hatten die Leutzscher ihre Sicht auf die Abläufe erklärt, befanden die polizeilichen Maßnahmen wie das Entwenden der Blockfahne für völlig überzogen und kritisierten das Leiten von Gästefans durch den Heimbereich. Gut eine Woche später wurde der Chemie-Vorstand dann auf der Mitgliederversammlung sogar „fast einstimmig beauftragt zu prüfen, inwiefern Zutrittsuntersagungen für Mitglieder der Polizei und Staatsanwaltschaft bei unseren Spielen durchzusetzen sind“.

Alle Anwesenden seien sich einig gewesen, dass das Agieren der Behörden beim Spiel gegen Energie Cottbus eine Grenze überschritten habe, die nicht mehr hinnehmbar sei, so der Fußball-Regionalligist weiter. „Auch Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich an geltende Gesetze zu halten, das sollte selbstverständlich sein.“ Keine große Überraschung also, dass sich auch der Landtag inzwischen mit dem Thema beschäftigt.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Linken-Abgeordnete Marika Tändler-Walenta bereits mehrfach mit Geschehnissen rings um den Leutzscher Alfred-Kunze-Sportpark beschäftigt, etwa den Einsatz von Drohnen kritisch hinterfragt. Ende Juni folgte dann die Bitte ans Innenministerium, die „Verhinderung der Choreografie der BSG-Chemie-Leipzig-AnhängerInnen und weitere polizeiliche Maßnahmen im Rahmen des Fußballspiels gegen Energie Cottbus“ aufzuklären.

Blocküberziehfahnen für Nutzung von Pyrotechnik bekannt

In seiner Antwort verweist Sachsens Innenminister Armin Schuster einerseits auf Erfahrungen von früheren Spielen des Vereins. Die Sicherstellung der sogenannten „Blocküberziehfahne“ stehe im Zusammenhang mit der „Erkenntnis aus vorherigen Spielen, dass dadurch der Abbrand von Pyrotechnik in Stadien“ erfolgt und die Identifizierung der beteiligten Personen erschwert wird.

Darüber hinaus erwartete die Polizei durch das Abbrennen von drei Nebeltöpfen auf dem Fanmarsch zum AKS noch mehr Pyroeinsatz. Da sich bei der Gewahrsamnahme der Blockfahne dann niemand als Besitzer zu erkennen gegeben habe, der Auskunft über die Entflammbarkeit des Materials und des auf dem Banner verwendeten Wappens geben konnte, wurde sie also eingezogen, heißt es.

Da es sich bei dem Wappen auf der Fahne um ein dem offiziellen Ortsteilwappen von Leipzig-Leutzsch sehr ähnliches Motiv handelte, prüfe die Polizei außerdem einen möglichen Urheberrechtsverstoß. Im Zusammenhang mit einem bereits zuvor illegal geklebten Plakaten mit identischem Motiv sei bereits ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet worden, heißt es. Kritiker verweisen darauf, dass es sich um eine künstlerische Bearbeitung des unter anderem auch am Leutzscher Rathauses angebrachten Ausgangsmaterials handeln könnte.

Schuster verweist bei fehlgeleiteten Fans auf den Veranstalter

Die fünfte und letzte Frage, weshalb Gästefans bei einem Sicherheitsspiel nicht auf dem dafür vorgesehenen Zugang, sondern über den Heimbereich geleitet wurden, beantwortete der Minister hingegen nicht und verwies auf den Veranstalter – also die BSG Chemie selbst. Sie sei laut Schuster „für die Sicherheit im Stadion und entsprechende Abläufe zuständig.“ Irritierend bei dieser Antwort ist, dass die Umleitung der Energie-Fans nicht im Stadion, sondern im von Polizeikräften kontrollierten Bereich außerhalb der Anlage erfolgte, wie der Verein berichtet.

Mit einer weiteren Anfrage will Politikerin Tändler-Walenta nun eine detaillierte Antwort zur Verantwortlichkeit im Außenbereich im Bezug auf die Polizeikräfte erwirken. „Inwieweit die angeführten polizeilichen Maßnahmen als verhältnismäßig gelten, muss die weitere Aufarbeitung zeigen. Ob zukünftig im Freistaat sämtliche Blockfahnen seitens der Polizei im Stadion auf Brandschutz und Urheberrecht kontrolliert oder aufgrund von Gewaltprävention von selbiger beschlagnahmt werden, kann ich mir nur schwer vorstellen“, so die Linken-Politikerin.